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Hannoveraner Körung 2012

Fotos wenn nicht anders gekennzeichnet: Kerstin Aronis

Und auch der Zuchthöhepunkt des Jahres in Verden ist vorbei und die junge Riege an Hengsten ist gekört, prämiert und verauktioniert.

Im Vorfeld wurde mal nicht die komplette Riege per Buschfunk verrissen und man hörte vermehrt positive Stimmen, gerade was die Dressurspezialisten betraf. Es wurden auch ca. 200 Hengste weniger zur Auswahl vorgestellt als die Jahre davor. Ob es den rückläufigen Bedeckungen geschuldet war, oder aber die Züchter und Aussteller kritischer ihre eigenen Hengste begutachtet haben wissen wir nicht. Vielleicht war es ein Mix aus allem zusammen, aber der Qualität des Lotes hat es auf jeden Fall keinen Abbruch getan.

Der Hannoveraner Verband hat sich sehr gut mit dem neuen Medium Internet eingeführt und so konnte man schon während der Auswahl zum Hengstmarkt zeitnah Fotos der Hengste sehen. Auch Facebook wird sehr gut mit aktuellen Informationen bestückt. So wurden nicht nur stimmungsvolle Foto-Impressionen der Vorauswahl eingestellt, sondern schnell die zugelassenen Hengste ergänzt.

Auch wurden die Hengste mit ihren Videos sehr aktuell ins Internet gestellt, bevor überhaupt der Katalog offiziell auf der Verbandseite zu sehen war. Weiterhin wurde nicht nur von der Dreiecksbahn live gesendet, sondern auch die individuellen Clips der Hengste prompt im Online-Katalog ergänzt. Wir finden das ist ein sehr guter Service und wünschten uns das von den anderen Verbänden auch.

Wir haben verbandsübergreifend große Probleme in der Zucht und damit einhergehend auch der Vermarktung. Fakt ist, dass immer mehr Stuten aus der Zucht abgemeldet werden, die bäuerliche Struktur mit sehr guten Stutenstämmen bricht zusammen. Heute stellen vermehrt die „Profis“ die Hengste auf dem Markt, die Züchter der vergangenen Jahre mit ihrem Tafelsilber geben auf. Durch die 19% zusätzlich wird der Markt für Aussteller und Käufer nicht interessanter. Die Körung für einen Züchter oder ambitionierten Aussteller ist schon teuer genug und das Risiko hoch. Zu den Kosten und Abzügen kommen oft auch Vermittlungspovisionen von 5 % dazu und der Unmut wächst, gerade wenn man die Vermittler nicht zuordnen kann oder darf. Weitere 5 % sind fällig für die Vorbereiter nach der Auktion. Wenn man dann nicht Züchter ist, sondern nur Aussteller des Fohlens was man gekauft hat, muss man schon sehr viel Glück haben und rechnen können. Es muss alles passen, bis ein Hengst auf dem Markt erscheinen kann. Eine gesunde Aufzucht und daraus resultierend gute Röntgenbilder ins deine Grundvoraussetzung. Gerade bei den Springpferden ist auch die ideale, auf den Punkt perfekte Vorbereitung von größter Wichtigkeit. Am Ende kann man dann nur noch beten, dass auch genug interessierte Kundschaft vor Ort ist.

Der Trend, den Hengsten keine Weide mehr zu gönnen und sie zum Zeitpunkt der Vorauswahl schon mehrere Monate in Arbeit zu haben setzt sich leider weiter fort. Wer aber kann sich das noch leisten, bei mehr „Abzug“ durch die Steuer und höheren Kosten in der Aufstallung? Und die noch wichtigere Frage die sich stellt, wer will den Hengsten das auch zumuten um nicht ihre Gesundheit in so jungen Jahren bleibend schädigen, nur um konkurrenzfähig zu bleiben?
Wir haben schon letztes Jahr an gleicher Stelle unsere Bedenken dahingehend geäußert und uns zusammen mit unserem Ausbilder entschieden den pferdegerechteren Weg mit unserem „Saphir“ (Kat. Nr. 100) noch einmal zu gehen. Er ist traditionell nach der Stutenschau in Freiburg Anfang Juli aufgestallt worden und zeigte sich anlässlich seiner Vorauswahl mit knapp zwei Monaten Arbeit auf dem Buckel. Den Umweg über den Reservetermin hat er gemeistert und ist positiv mit einem Körurteil in Verden dekoriert worden, was uns sehr freut.
Er hat sich bei seinem Freispringen sehr ausgepowert, fand nicht seinen gewohnt ruhigen Ablauf und hat sich dementsprechend nicht optimal gezeigt. Hätten wir ihn nur am Freitag beurteilen müssen, würde im Katalog stehen: Hengsttyp, schöner Aufsatz, bewegt sich für einen Stakkato gut, Freispringen zu huschig über die Reihe, hält sich hinten deswegen fest, Vermögen nicht zu beurteilen.
Er ist als teuerster, nicht prämiert gekörter Hengst aus der Auktion gekommen und wir sind uns sicher dass wir noch viel Gutes von ihm hören werden. Wir wünschen unserem Saphir alles Gute, viel Gesundheit und viel Erfolg. Wir bedanken und bei Kiki Beelitz und Tammo Ernst für die schönen Eindrücke von Saphir aus Verden:


Für viele Aussteller von Springhengsten, gekört oder nicht gekört war die Auktion sehr ernüchternd. Und wenn dann ein Prämienhengst für 27.000 EUR wieder zurück in den Aussteller-Stall geht, muss man sich Fragen stellen.
Wir sind zum Entschluss gekommen, dass wir keinen Springhengst mehr in Hannover vorstellen werden. Auch werden wir mit Blick auf den Hengstmarkt keine Fohlen mehr kaufen. Unsere Graf Grannus Stute St.Pr.St. Grand Coeur ist schon in Händen von Züchterfreunden und vielleicht sollte es Schicksal sein, dass wir von „Granny“ keine Tochter in der Aufzucht haben.

So wie wir denken, denken viele andere ambitionierte Aussteller, die keine absoluten Profis im Hengstgeschäft sind auch und wir haben uns mit Ihnen austauschen können. Es ist mittlerweile risikofreier und günstiger auf einer Hengstkörung einen Sportler zu erwerben, in der Hoffnung, er macht den großen Schritt in den hohen Sport. Der Hengst ist getüvt, von der Kommission zugelassen also mit Gütesiegel versehen und man kann schon sehen, wie er sich arbeiten lässt und welches Geistes Kind er ist. Wir werden uns also, wie viele andere auch, den gegebenen Umständen anpassen und uns wieder dahin orientieren wo wir herkommen: aus dem Sport.
Wir sind sehr gespannt, wie sehr sich die Struktur in den nächsten Jahren auf dem Hengstmarkt verändern wird und wünschen weiterhin allen Enthusiasten, die der Zucht die Stange halten, viel Glück und ein glückliches Händchen. 

Einritt des Auktionsteams

Teuerster Hengst: Sohn des Dancier

Fu Long ist immer dabei!

Stallschild von Saphir

Umstritten: Sohn des Vivaldi

Hengst des Jahres: Don Frderico

Sohn des Fürstenreich

Sohn des Diamond Hit

 

Apropos glückliches Händchen, das hat 37 Jahre lang Herr Isernhagen in Verden als Auktionator bewiesen. Nun geht er in den wohlverdienten Ruhestand und wir wünschen ihm viele gesunde und glückliche Stunden in der Zukunft im Kreise seiner Familie. Für uns war seine Verabschiedung mit Fackelzug, stimmungsvoller Musik und danach mit „ Abschied der Nationen- Feeling- Aachen“ der bewegende Moment der diesjährigen Körung. Es wird schwer sein ihn mit seiner unnachahmlichen Art zu ersetzen.

Kein glückliches Händchen bewies der Verband leider mit der Beendigung der Zusammenarbeit mit Dr. Brunken – und das so kurz vor der Hengstkörung. Auch mit ihm geht ein langjähriges Mitglied des Auktionsteams und dadurch kam es doch zu organisatorischen Eng- und Fehlpässen.

Die Röntgenbilder konnte man teilweise nicht im Internet einsehen, man verließ sich auf die Noch-Beurteilung des früheren Auktionstierarztes. Da konnte man noch nicht ahnen, dass potentielle Kunden am Auktionstag den Ausstellern des eigenen Hengstes ein Untersuchungsprotokoll zeigten und man sprichwörtlich aus allen Wolken fiel. Da kam es zu Befunden auf dem Protokoll, die nicht den Tatsachen entsprachen. Zur Klärung mit TA kam man nicht, denn das Telefon wurde nicht bedient und/oder der TA hatte keine Zeit und es war vor der Tür so rappelvoll, dass die Auktion dann auch schon begann. 
DAS darf nicht passieren. Ich würde doch dem Verband ans Herz legen, die Untersuchungsprotokolle mit Beurteilung VOR dem Hengstmarkt den Ausstellern zuzuschicken. Das verhindert Fehler und ärgerliche Diskussionen im nach hinein. Dem Untersuchungsprotokoll darf gerne auch ein Danke und Glückwunsch-Anschreiben beiliegen, mit dem organisatorischen Ablauf z.B. mit der Auktionsleitung am Samstag und auch die zwei Teilnehmerbändchen für die Aussteller. Es ist sehr ärgerlich, wenn man am Donnerstag beides nicht erhält, weil Bändchen nicht mehr aufzufinden sind und es wäre mehr als eine nette Geste gegenüber den Ausstellern, wenn das in Zukunft besser organisiert wird.

Vielleicht denkt auch der Verband darüber nach, das Gespräch der Aussteller mit der Auktionsleitung auf einen anderen Termin zu legen. Zeitgleich zu der Longe, nach der bekanntlich auch die letzten Kaufentscheidungen in die eine oder andere Richtung gehen ist schon nicht sehr praktisch, aber eine Stunde auf der Treppe zu stehen muss wirklich nicht sein.
Auch wenn es ein Gutes hatte : man konnte sich austauschen, wusste schnell wohin die Reise mit den Pferden hingehen würde und die eine oder andere Anekdote bekam man direkt nach den Gesprächen von frustrierten Ausstellern mit, was aber nicht gerade zur guten Stimmung beitrug.
Vielleicht kann da der Verband mehr Transparenz schaffen und den Ausstellern und Züchtern für die Zukunft mehr Sicherheit geben.

Die Qualität des Dressurlots war gegenüber den letzten Jahren verbessert. Das Mittelfeld konnte solide Preise verzeichnen und die Kunden erkannten sehr wohl gute Reitpferde, ob sie gekört waren oder nicht und man war auch bereit dafür gute Preise zu zahlen.
Mit Prämientitel verhält es sich nicht anders als mit einem Siegerhengst. Die Kommission entscheidet das und man geht entweder konform mit ihr oder nicht. Das ist auch immer eine Geschmacksfrage der eigenen Präferenzen. Die Zuschauer waren dann auch eigentlich unisono zufrieden mit den proklamierten Prämienhengsten in der Dressur.

Doch ein Hengst spaltete die Zuschauerschaft wie kein anderer Hengst in den letzten Jahren. Die Nr. 68 von Vivaldi - Donnerhall. Auf der Dreiecksbahn am Donnerstag trabte er im Vorderbein die Sterne vom Himmel, bei einem unerschütterlichen Takt und Interieur. Auffallend war der Moderator, der sich wohl genötigt sah, das Publikum wiederholt zum Klatschen aufzufordern. Das war von uns noch nie so gesehen worden auf einem Hengstmarkt.
Schnell lief es durch die Gazetten und Foren, DAS ist der EINE Hengst. In Verden selber schieden sich die Geister an dem Pferd. Wir hatten ein Fragezeichen am Rücken, Durchschwung und der Hinterhand, aber es wurden uns gute Argumente von viel erfahrenen Pferdemenschen gerade in der Dressurausbildung vorgetragen, dass es sich so nicht verhält.
Am nächsten Tag beim Freilaufen zeigte sich der Hengst dann nicht mehr so souverän und die ersten Zweifel gerade bei seinen Befürwortern keimten auf. Auch da wurden wieder anatomische Argumente angebracht, die wir nicht widerlegen konnten und so sahen wir interessiert der Arbeit an der Longe entgegen. Ein prominenter Hengsthalter saß neben uns und sagte beiläufig: jede Runde an der Longe macht den 20.000 EUR billiger…
Wir wollen gar keine Einschätzung zu dem Hengst abgeben, das überlassen wir den Profis die wir nicht sind. Auch wenn er in der Entwicklung steht, was wir bei einem zweijährigen Hengst immer begrüßen und verzeihen, so gefielen uns das Hinterbein und die Halsung nicht für einen Hengst. Die Proklamierung zum Prämienhengst überraschte uns dann doch und die erneute Aufforderung des Moderators ihn zu beklatschen hinterließ bei uns noch mehr Fragezeichen.

Es ist kein Geheimnis, dass er für 270.000 EUR der Besitzergemeinschaft Hubertus Poll/Hörem und dem Landstallmeister Dr. Brockmann zugeschlagen wurde, nach einem heftigen Bieterduell mit dem Klosterhof Medingen. Da waren hochkarätige Hengsthalter und Kenner am Ball und wir geben gerne zu wenn wir uns geirrt haben. Wir wünschen den Besitzern viel Glück, Gesundheit und Erfolg mit dem Hengst und sind sehr gespannt auf seine weitere Laufbahn und Zuchtprodukte.


Die Nr. 14 ein Christ Sohn aus einer Don Schufro Mutter bekam ebenfalls die Prämie verliehen und wir fanden diesen Hengst hoch sympathisch, mit kleinem Fragezeichen an seiner Oberlinienkonstruktion. Für 160.000 Euro wird in Zukunft seinen Hafer im Gestüt Sprehe fressen.
Den teuersten Prämienhengst sicherte sich die Besitzergemeinschaft Schockemöhle/Helgestrand für 320.000 EUR. Es handelt sich bei ihm um einen Dancier - Rotspon Sohn, der sehr beeindruckte, bei dem wir dennoch im Katalog den Vermerk „Rücken, Oberlinie?“ stehen haben.

Die Nr. 21 von De Niro-Londonderry wechselte für 53.000 EUR den Besitzer. Für uns der beste Desperados (ohne Prämie) war die Nr. 26 aus einer hochdekorierten und erfolgreichen Hengstmutter von Langata Express xx. Leider verlor er an der Longe, aber Kenner nahmen ihn für 28.000 EUR mit nach Dänemark.

Dann kam mit der 28 wohl einer der wirklichen Publikumslieblinge des Hengstmarktes. Dieser Diamond Hit Sohn aus einer Florestan Mutter wusste vom Fleck zu begeistern. Mit sehr guten Bewegungen, die durch den Körper von hinten nach vorne getragen wurden, mochten wir ihn sehr gerne. Der Vater vererbt gerne mal kurzbeiniger und das tat dem Hengst keinen Abbruch. Vielleicht eine Spur zu sehr im Futter, erwarb auch ihn das Landgestüt Celle für 220.000 EUR.
Wir saßen am Freitagabend noch zufällig zusammen im Niedersachsenhof und unsere Hundedame hat sich ein bisschen in das Herz der sehr sympathischen Ausstellerin geschlichen. Wir freuen uns sehr über ihren Erfolg und nun dürfte das Geld auch da sein für einen ähnlichen Hund. Die Adresse der Zuchtstätte geben wir gerne weiter. Gratulation!

Erwähnen wollen wir auch den nicht gekörten Hengst von Don Frederico aus einer Rotspon Mutter. Wir mochten ihn als tolles Ausbildungspferd mit Potential und das sahen auch Käufer aus Österreich so und legten für ihn 57.000 EUR an. Don Frederico wurde indes in diesem Jahr sehr verdient als Hannoveraner Hengst des Jahres ausgezeichnet.

Der nächste Prämienhengst die Nr. 34 von Floriscount - Fürst Heinrich war Käufern aus der Schweiz 87.000 EUR wert. Wir gratulieren Heinz Katt recht herzlich zu diesem erneuten Erfolg auf einem Hengstmarkt. Wenn es sein herzhaftes Lachen in Verden nicht geben würde, wäre es um einiges leiser … Klasse!
Mit der 38 kam ein absolut reeller Hengst mit gleichmäßig sehr guten Bewegungen von Fürst Grandios - Weltmeyer in den Prämienring. Gut aufgepasst haben die Landgestüte Marbach, Redefin und Celle. Wir sind gespannt, wie sich dieses Blut vererbt.
Ein Fürstenreich Sohn aus einer Rotspon Mutter wurde mit der Nr. 44 prämiert. Mit dem Züchter Alfred Reimann und der Ausstellerin Barbara Koppelmann kannten wir diesen Hengst schon als Fohlen. Für einen Mitte Juni geborenen Hengst hat er sich prächtig entwickelt in seinen noch jungen Jahren und legte ein enormes Gangwerk gerade beim Freilaufen an den Tag worüber sehr positiv gesprochen wurde. Er wurde einem Käufer aus den USA zugeschlagen, aber verbleibt zur Zucht für 70.000 EUR in Celle.
Die Nr. 51 von Quando-Quando - Donnerhall wurde prämiert und dem Klosterhof Medingen zugeschlagen. Auch er war einer der Publikumslieblinge und konnte mit seinen Grundgangarten punkten.
Nicht prämiert, aber als blutgeprägter Hengst gekört, mochten wir den Sohn des Royaldik als Gesamtpaket sehr gerne leiden. Wir freuen uns, dass er in den Stall von Frau Auffahrt geht. 

Vergessen möchten wir auch nicht den einzigen Halbblüter im Lot der einen direkten Vollblüter auf der Vaterseite hat, Albaran xx. Wir haben uns sehr gefreut ihn als „Exot“ im Lot zu sehen, wo gerade direkte Blutzufuhr aus VB immer mehr Mangelware wird. Mit der Nr. 1 trat er an und wurde gekört. Wir hatten schon bei dem Videoclip ein Fragezeichen an seine Hinterhandaktion gemacht. Er machte im Schritt und beim Freispringen nichts verkehrt, galoppierte auch gut für einen Halbblüter. Aber leider konnte er uns in der Mechanik hinten nicht überzeugen und hatte auch Defizite im ganzen Überguss. Schade!
Die Kommission und der Verband waren sehr zufrieden mit dem Gesamtlot der Dressurpferde und konnten ein sehr solides Auktionsergebnis damit einfahren. Es hat sich wieder einmal bestätigt, dass die Käufer vor Ort die Longenüberprüfung dankbar in ihre Kaufentscheidung einbinden und diese oft das Zünglein an der Waage ist. Die Käufer erkennen reelle Ausbildungspferde und geben dafür auch reelles Geld aus.

Unser Fazit zum Dressutlot: Insgesamt bessere Pferde als in den letzten Jahren. Wie schon im Vorfeld von uns besprochen, war es auf den ersten Blick sehr B und D lastig.

Bei den Bellissimos und seinen Enkeln standen des Öfteren Fragezeichen an der gesamten Oberlinienkonstruktion, im Schritt und beim Hengsttyp. Oft fehlte es an der nötigen Oberarmfreiheit und man muss sich auch die Frage stellen, inwieweit die Kommission Fehlstellungen verzeihen wird. Manch ein Nachkomme war schon bei den Videoclips für den Katalog im Schritt sehr grenzwertig, bis hin zur Passgefährdung.
Die D-Linie konnte mit einigen Hengsten voll überzeugen, was auch von den Käufern honoriert wurde. Hervorheben möchten wir noch die Nr. 17 von Dancier – E.H. Hohenstein. Von Peter Mahler gezüchtet und ausgestellt, zeigte dieser Hengst seine volle Ausbildungsqualität gerade an der Longe. Ein Hengst mit Durchschwung und reellem „Hintreten“ von hinten nach vorne, wie man es sich wünscht. Da blieb der Oberarm nicht vorne im Sand stecken, sondern trat dahin wo er hin soll - nach vorne. Gerade das haben einige Hengste der B-Linie komplett vermissen lassen. Glückwunsch an das Züchterhaus Mahler.
Fürst Nymphenburg hatte sich in den letzten Jahren als Fohlenmacher bester Sorte herausgestellt, leider konnten seine Söhne die Erwartungen gerade im Hinterbein nicht erfüllen. Da hoffen wir sehr auf die nächsten Körjahrgänge.
Mit Spannung haben wir auch den Imperio-Sohn erwarten, der sich bei den Trakehner Hengsttagen sehr gut mit seiner Nachzucht in Szene setzen konnte. Leider konnte sein Hannoveraner Sohn gerade im Rücken unsere Erwartungen nicht erfüllen.

Damit kommen wir auch schon zu den Springpferden, die in den letzten Jahren durch ihre Blutvielfalt, guten Grundgangarten und Springen mächtig aufgeholt haben. Auch dieses Jahr konnten sie sich sehr gut auf der Dreiecksbahn präsentieren. Herr Teuween sprach von blutgeprägten Hengsten. Die haben wir nicht sehen können, da haben wir eine andere Definition von „blutgeprägt“, aber eine schöne Blutvielfalt haben wir in der Tat im Lot gesehen. 

Im Vorfeld bei der Sichtung der ersten Videoclips der Kollektion waren wir von der Mherheit der Hengste nicht überzeugt. Insgesamt war es kein überragendes Lot und konnte auch nicht in der Breite an vergangene Jahre heranreichen. Ohne rosarote Brille als Aussteller betrachtet, fanden wir sogar unseren „Saphir“ vom Sprungablauf, der Übersicht und Technik einen der besseren Hengste im Lot. Das wurde uns auch im Vorfeld von Kennern der Szene bestätigt. Aber gerade bei den Springspezialisten ist die Momentaufnahme alles entscheidend und so kommt es oft anders als man denkt.
Wir hatten eigentlich nur drei Hengste im Vorfeld auf dem Zettel, die ihre Form für uns auch in Verden bestätigen konnten.

Mit der 73 konnte nach seinem Debütjahrgang 2011 erneut ein Canstakko punkten, hier aus einer Singular Joter I. Der Hengst war einfach toll und wurde auch prämiert. Er war für uns ein Sportler mit Hengsthabitus, Blutanschluss im fallenden Mutterstamm über Augustinus xx und wurde bei uns zum Liebling. Er ging für 65.000 nach DK. Wir wünschen den Hengst Glück und Gesundheit.
Eine sehr interessante Blutalternative sicherte sich der Landstallmeister für 60.000 EUR mit einem Diarado Sohn aus der St.Pr.St. Stute Carentina v. Contendro. Seine Vollschwester Diarada gewann dieses Jahr die Herbert von der Decken Schau. Gratulation an den Züchter Klaus Jürgens für ein tolles Züchterjahr 2012.

Es folgten zwei weitere Prämienhengste mit der 89 von Ludwigs As - Lordanos, der für 32.000 EUR zugeschlagen wurde und mit der 90 ein Hengst von Light On – Stakkato, der an den Aussteller zurück ging. Wir werden ihn sicherlich noch in der Zukunft im Parcours sehen können. Die 93 von Monte Bellini aus einer Silvio Mutter ging für 35.000 EUR in das Landgestüt Redefin.

Dann erschien mit der 96 der Vollbruder des Landbeschälers Quaid (von Quidam`s Rubin – Voltaire). Er war nicht käuflich zu erwerben und war unser Favorit. Schrieben wir noch anlässlich der Körung des Vollbruders damals in unserem Bericht, dass wir es nicht verstehen können, dass er nicht prämiert wurde, gerade wegen seinem späten Geburtsdatums und der Entwicklung, freuen wir uns nun über seinen prämierten Vollbruder. Er wird sicherlich seinen Weg gehen und so wie wir damals von Quaid überzeugt waren und sogar unsere Bitte im Bericht an den LSTM Dr Bade formulierten, diesen Hengst doch nach Landesbrück zu stellen für die Contendro Töchter, so sind wir von dem diesjährigen Vollbruder überzeugt. Diese Modelle mögen wir als Hengste und Sportler.

Lächeln mussten wir auch über den nächsten Prämienhengst aus der „Wienerwürstchen“ von Wienerwald. Wir können uns noch sehr gut an den Vollbruder erinnern, als er seiner Zeit die Körbühne betrat. Wir erinnern uns an Buhrufe als er ein positives Körurteil bekam und sind immer noch der Meinung, dass er damals kein Hengst war. Aber auch er ist mittlerweile unter dem Namen Samorano erfolgreich in der schweren Klasse und wir sind überzeugt, dass sein diesjähriger Vollbruder sicherlich eine sehr gute Sportkarriere vor sich hat. Prämienwürdig für uns in seinem jetzigen Outfit war er nicht. Wir standen zufällig auf dem Turm vor der Auktionsbesprechung hinter dem Aussteller und haben uns austauschen können. Ich bin mir sicher er wird uns nicht böse sein, denn ohne Wenn und Aber, es besteht Einigkeit, dass der Hengst wirklich super springt. Wir sind auch hier sehr gespannt wann und wo wir ihn wieder sehen und gratulieren dem Aussteller zu dem Hengst. Und in Rosendahl schauen wir sicherlich vorbei …

Unser persönliches Fazit haben wir anfangs schon gezogen. Unser persönliches Motto der gesamten Zucht steht in Anlehnung an des Sprichwort: Ein ein einziger Flügelschlag eines Schmetterlings, kann einen Sturm entfachen…

Wir hatten letztes Jahr schon viele Fragen mitgenommen. Einiges, wie die Qualität der Dressurpferde, wurde verbessert, unsere Euphorie über die Qualität der Springhengste vom letzten Jahr konnten wir jetzt nicht bestätigen. Wir hatten die Gelegenheit, mit Teilen der Körkomission und auch mit befreundeten Ausstellern und Vorbereitern aus dem Land zu sprechen und zu diskutieren. Wir hatten dieses Jahr vielleicht eine andere Brille auf, was die Springkollektion angeht, denn so positiv wie kundgetan haben wir sie nicht gesehen. Interessanter Weise aber sahen andere Profis aus dem Sport die Kollektion so wie wir. Es mag sein, dass es einfach weniger Käufer für zweijährige Springhengste gibt, gerade wenn sie nicht gekört wurden. Der Weg ist noch lang und die Käufer warten lieber auf die Pferde unter dem Sattel. Aber wo waren die Käufer der gekörten Hengste und Prämienhengste? Vielleicht hatten wir doch nicht die falsche Brille auf? Oder der Markt verändert sich? Wir hatten das Gefühl, dass gerade im hochpreisigen (Dressur)Prämienlot nicht private Kunden Geld auf der Auktion anlegen wollten, sondern die Landgestüte zur „Ehrenrettung“ angetreten sind.

Wir waren persönlich als Aussteller schon erst etwas traurig, als sich Saphir gerade bei seinem Freispringen nicht so gut gezeigt hat, wie wir es erwartet haben. Aber wenn wir alles zusammen sehen im gesamten Ablauf der Auktion, so sind wir doch sehr glücklich, dass er sich als teuerste gekörter Hengst durchgesetzt hat und nicht nur Prämienhengste preislich hinter sich gelassen hat, sondern dass er reell verkauft wurde. Wir werden ihn weiter beobachten und wünschen gerade ihm Glück und Gesundheit. Und wer weiß ? Vielleicht fällt in unserem Zuchtstall dann ja doch noch mal eine Tochter oder Sohn von ihm …

Wir hatten schon erwähnt, dass Don Frederico zu Recht Hengst des Jahres geworden ist. Er präsentierte sich sehr frisch häufig auf zwei Hinterbeinen und es ist sehr schade, dass ihm nicht mal eine Runde im Trab in der Arena vergönnt war. Gratulation an das Züchterhaus Bünger. Ein toller Vererber und würdiger Hengst des Jahres.

Wir freuen uns auf den Hengstmarkt 2013, aber sicherlich nicht als Aussteller.


Ein Abschmied nach Mass: Herr Isernhagen geht nach 37 Jahren in Rente.

 


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