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Trakehner Körung 2013

Fotos werden nachgereicht!

Jedes Jahr aufs Neue sitzen wir vor einem leeren Blatt Papier und versuchen unsere Gedanken zum aktuellen Körjahrgang zu sortieren. 2013 geht vielleicht in die Trakehner Annalen als Wendepunkt ein – man kann es nur hoffen. Denn die breite Masse der Hengste war einfach nicht gut genug für dieses Event. Die breite Masse der Hengste konnte vor dem einzig wichtigen Gesichtspunkt – der Sportlichkeit – nicht überzeugen. Und dementsprechend verschwand die breite Masse der Hengst nach der Auktion wieder im heimischen Züchterstall. Das kann nur als mittelschwere Katastrophe gewertet werden – für die Züchter, für den Verband, leider nicht zu Letzt für das Trakehner Pferd.

Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer – den Schuh müssen wir uns natürlich auch ein Stückweit anziehen. Es ändert aber auch nichts daran, dass es nicht erst seit ein paar Jahren warnende Stimmen gibt, die dem aktuellen Konzept in NMS schlechte Noten ausstellen. Auch zu dieser Gruppe haben wir immer wieder gehört.
Unser Fazit ist eigentlich schnell auf den Punkt gebracht – sind gute Sportpferde im Angebot, werden sie auch gut bezahlt. Manchmal extrem gut. Der Jahrgang 2013 zeichnete sich vor allem durch einen überragenden Spitzenhengst (den Sieger) aus, der wie ein Leuchtturm aus einer ziemlich großen Menge qualitativen Mittelmaßes herausragte. In anderen Jahrgängen wäre er vielleicht nicht einmal so außergewöhnlich erschienen, weil der Rest der Meute auch zu begeistern wusste. Nicht so in 2013.

Schon bei der Ansicht der Musterungskataloge wurde recht schnell klar, dass dem allgemeinen Trend zu weniger Bedeckungen und weniger Fohlen unweigerlich auch weniger Hengste für die Vorauswahl folgen würden. Dazu kam eine schon fast erschreckende Blutenge auf einige wenige Linien, und zwischendurch der ein oder andere genetische Ausreißer, und man hatte schon Bauchschmerzen. Bekanntlich kann die Kommission nur auswählen, was ihr auch gezeigt wird, aber genau da liegt unserer Meinung nach viel vom Hasen im Pfeffer – die Selektion für NMS müsste grundlegend überdacht werden. Der Typ Pferd der am Ende vermeintlich für das bessere Auktionsergebnis steht – so wird es uns seit Jahren verkauft – ist der dunkle, großrahmige Dressurtyp. Von dem gab es in NMS reichlich – und reichlich gingen Pferde ohne Gebot aus der Bahn oder für 9TSD Euro zurück zum Aussteller. Wer wie auch in den vielen vorherigen Jahren mit Sportreitern in NMS zur Auktion unterwegs ist tut sich immer schwerer, entsprechend interessante Pferde zu finden. Und wir sprechen hier explizit nicht nur von den Spezialisten im Busch (da ist im Prinzip auch schon der freie Trakehner Markt nicht mehr attraktiv genug, aber das soll hier nicht das Thema sein). Viele Pferde in NMS (Reitpferde inklusive) sind mittlerweile im allgemeinen Wahn der „Rahmenerweiterung“ ins Ungesunde gewachsen. Was genau soll man mit einem 2jährigen Hengst anstellen, der 175cm bei einer 22er Röhre misst?? Oder einem Auktionsreitpferd mit 179cm Stock??
Natürlich reitet keiner eine Mickey Maus, aber diese Gefahr besteht auch schon lange nicht mehr, denn unsere Hengste haben im Deutschen Mittel der Körungen Holstein fast schon rechts überholt. Was diese Größe mit sich bringt ist zwar das „Decken“ des Vierecks, aber oft auch ein mehr als wackeliger Ablauf (Sir Easy bei der Gala ist ein schönes Beispiel – vorne viel los, extrem hoher Schwingungsgrad, auf den ersten blick „hui“ – aber da kommt nichts nach und von Tragkraft und natürlichem Potenzial zur Versammlung sind solche Pferde sehr weit entfernt). Wir können uns an keinen Trakehner Jahrgang mit so vielen schlechten Hinterbeinen erinnern, und damit ist nicht der Ablauf gemeint, sondern die fehlende positive Spannung, die dann ein Treten unter den Schwerpunkt erlaubt und das ganze Pferd in eine andere Haltung bringt. Diese Fähigkeit ist langsam ein echt rares Gut. Sehr schön auch wieder beim Galaabend zu sehen – in der ganzen Truppe der jungen Hengste war genau ein Pferd, was sich durch absolut unerschütterlichen Takt und optimales Untertreten bei gleichzeig entwickelter Bergauftendenz in Trab UND Galopp zeigen konnte – der dänische Gast Placido Domingo. Da hatten die anderen in der Bahn ganz klar das Nachsehen. Großvater (K2) und Vater (Dorkas) sind leider nur noch als Wallache unterwegs, und das trotz Eigenleistung. Da erübrigt sich jeder weitere Kommentar.

Es wird immer vom Zuchtfortschritt gesprochen. Eine Definition desselben haben wir aber noch nicht gefunden. Es ist eben kein Zuchtfortschritt, wenn alle Mütter im Papier Prämientitel haben. Es ist auch kein sonderlich tolles Kriterium für die „Leistung“ eines Hengstes, möglichst viele gekörte Nachkommen zu produzieren. Konsequent wäre es z.B. wenn man im Katalog jede Referenz zu Schauerfolgen streicht, und nur noch sportlich erfolgreiche Verwandtschaft bei den Hengsten listet – und zwar aus der jeweiligen Stutenfamilie. Der Clou ist nämlich – diese Verwandtschaft gibt es durchaus. Vielleicht müssen es einfach mehr Züchter mal schwarz auf weiß vor sich sehen, wer was liefert, und wer nicht. Solange aber der durchschnittliche Trakehner Züchter von einer Prämierung zur nächsten Hechelt und reichlich Ausreden parat hat, warum die Stute es nicht mal unter den Sattel geschafft hat (von uns aus auch auf A-Niveau), solange ist das Trakehner Sportpferd dem Untergang geweiht. Dem Vorstand des Verbandes hierfür kollektiv den schwarzen Peter geben zu wollen ist auf den ersten Blick verständlich, aber eben auch nicht konsequent und ehrlich. Das Problem des Trakehner Pferdes, wie es schon andere vor uns so trefflich formuliert haben, sind in erster Linie die Trakehner Züchter selber. So sieht es leider aus. Natürlich hilft es nicht, wenn die Zuchtleitung den spinnenbeinigen, hochgeschossenen KWPN-Gelderländer Typen als das neue Non plus Ultra preist. Es hilft auch nicht, wenn man bei der Durchsicht der Aussteller im Katalog das Gefühl bekommt, es geht hier nur noch um einen Selbstbedienungsladen einiger weniger. Es ist aber auch bei weitem nicht damit getan, die „Schuld“ mal zuerst da zu suchen, wo man eh immer schon am liebsten drauf rumhackt – ganz oben. Wirklich gar nicht akzeptabel sind die unschönen Angriffe persönlicher Natur auf Menschen wie Herrn Hahn, die neu dabei sind und nun auf einmal schon die ganze Verantwortung zugeschoben bekommen.


Die Misere vom vergangenen Wochenende ist nicht das Resultat von Fehlentwicklungen der letzten paar Jahre – es ist ein Systemfehler grandiosen Ausmaßes, der weit in die 90er Jahre hineinreicht. Der marktschreierische Hype um einige wenige, in anderen Warmblutpopulationen vielleicht noch sehr erfolgreiche Linien, die bei uns aber eben nicht mit der Lieferung von Sportpferden überzeugen können, wird seit einiger Zeit praktiziert und rächt sich langsam. Und das zu Lasten von anderen Hengsten, die nachweislich viel für den Sport tun, aber deren Akzeptanz beim Trakehner Züchter an sich irgendwie nicht existiert. Wir fragen uns, warum der Verband nicht einfach mal schonungslos ALLE Sportpferdedaten auf den Tisch packt und Resultate mit Anzahl der gefallenen Fohlen in Zusammenhang bringt. Das ist immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss – logisch, ein Pferd muss auch gefördert werden um zu punkten und Genetik ist nicht aller Tage Abend – aber gewisse Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Unter dem Strich stehen Sporterfolge als Selektionskriterium nicht im Mittelpunkt. So einfach ist das. Wenn man von der Vorauswahl mit dem Satz nach Hause geschickt wird, das Pferde wäre ein „super Sportlertype“ aber für NMS nicht geeignet, dann muss man sich schon fragen, ob „Sportlertyp“ und „körfähiger Trakehner Hengst“ sich gegenseitig ausschließen.
Was uns noch nicht die Hoffnung aufgeben lässt – ein Hengst wie die Nr. 1 im Katalog – ein Pferd für den 3. Blick, der sicherlich nicht nur Freunde hatte. Im Typ der herbe Sportler, im Körper noch reichlich bergab und unfertig, aber mit absoluten Höhepunkten immer wieder zwischendurch (man muss halt auch mal länger hinschauen!). Toll, dass er da war, noch toller, dass er gekört wurde – auch das muss man der Zuchtleitung dann eben anerkennen. Auch typisch, dass er für gutes Geld dann auch gleich ins Ausland ging. Welcher Hengsthalter würde sich einen halbfertigen Blüter mit Fuchsjacke und großer Nase freiwillig in den Stall stellen? Für die Trakehner Kundschaft sicherlich nicht. Nun ist er aber da gelandet, wo eigentlich viel mehr unserer Pferde hingehören, wenn sie das sportliche Rüstzeug und Talent mitbringen – in international reitende Spitzenhände.

Und noch ein Wort zum Freispringen. Wenn die Trakehner in NMS unterwegs sind wird oft schon begeistert geklatscht, wenn das Pferd nur irgendwie möglichst spektakulär über den Sprung gehubschraubert ist. Hier sitzt kein Fachpublikum, das merkt man einfach. Sinnvoll wäre es vielleicht alle 15min mal einen Hengst aus Verden springen zu lassen .... nur so zur Übersicht. Feste Rücken sind ein fast flächendeckendes Problem, und wenig geöffnete Schultern auch. Unsere Pferde springen drüber, aber nicht durch den Körper. Auch ein Negativtrend, der sich seit vielen Jahren breitmacht. Ausnahmen bestätigen die Regel. Dem gegenüber sollte man aber auch nicht vergessen, dass Freispringen auch nur das ist – das freie Springen sehr junger Pferde. Uns sind genügend echte Athleten bekannt, die z.B. beim Freispringen aussehen wie die letzte Gurke, aber kein Problem mit S-Springen oder Dreisternekursen unter dem Sattel haben. Das Freispringen sollte nicht nur als Maß für die Springveranlagung eines Hengstes dienen, sondern die allgemeine Sportlichkeit eines zukünftigen Vatertiers testen – und das hat konsequent schon länger nicht mehr stattgefunden, oder uns wären bestimmte Prämienhengste der letzten Jahre erspart geblieben – die, deren Anblick beim Überwinden von 100cm einem den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Es muss auch nicht mit Holsteiner Freispringen verglichen werden, das ist Äpfel mit Birnen vergleichen denn diese Pferde sind grundlegend anders als Trakehner und über Jahrzehnte auch anders selektiert. Wer Holsteiner toll findet sollte auch einfach dort dann glücklich werden und nicht erwarten, dass die Trakehner genauso springen.
Freispringen erlaubt viel mehr als nur die Analyse von Ablauf, Technik und Bascule. DAS muss man aber auch verstehen, annehmen und umsetzen. Und dann erübrigen sich vielleicht auch so Kommentare zur Vorauswahl wie „bei dem Vater hätten wir uns aber mehr versprochen“. Zum einen hat jedes Pferd (soweit uns bekannt) auch eine Mutter, und zum anderen sollte die Fantasie der Kommission sich auf die Eignung als Reitpferd konzentrieren.


Die Körung ist natürlich nicht alles. Es steht ganz außer Frage, dass unsere Population absolute Spitzenathleten liefern kann. Diese sind aber bezeichnenderweise kaum noch im Körlot zu finden. Oder wer glaubt, der sensationell springende Peron aus Estland (Galaabend!) würde auch nur eine Runde als Hengstkandidat überleben?? Überhaupt war die Diskrepanz zwischen den gerittenen Trakehner auf der Galaschau, und dem was uns da als neue Spitze der 2jährigen (siehe Zuchtfortschritt) präsentiert wurde, ganz erheblich. In den beiden (wirklich tollen) Springschaubildern waren mit einer Ausnahme Pferde von ungewöhnlicher Abstammung, die aber hochkarätiges Potenzial zeigten. Die gesamte Liste der Teilnehmer am TSF Dressurchampionat ist schon deswegen bezeichnend, weil die Pedigrees sich größtenteils herrlich „altmodisch“ lesen. Der große Nachteil der Konzentration auf das vermeintlich „verkaufbare“ tritt erst dann zu Tage wenn wir merken, dass uns ganze Leistungslinien die auch mal nach dem Bundeschampionat noch mitmischen, abhandengekommen sind. Dann ist es nämlich ein für alle Mal zu spät! Es bleibt zu hoffen, dass die Konsequenz der ZÜCHTER aus dieser Auktion jetzt nicht ist, nur noch von Millenium zu decken (zwei Fohlen mit 30TSD und 22TSD Euro verkauft) – denn gerade dieser Hengst ist reiterlich so rein gar nicht in Erscheinung getreten, von der obligatorischen Hengstschau im Frühjahr mal abgesehen. Vielmehr bedarf es gemeinsamer Anstrengungen, wirklich mal objektiv auf den Tisch zu legen, wohin die Zucht marschiert, und was in den Erfolgslisten aus dem Sport am Ende stehen bleibt. Und dann ist die Aufgabe ALLER zusammen, hier zu einem Richtungswechsel beizutragen.

 

Peron (Palladium - Ves) 7j aus Estland beim Galaabend unter Karen Wisser


Die Hengste im Überblick:


Nr. 1 Rusticus v. Favoritas xx a.d. Rispe v. Bartholdy. Die Mutter lieferte schon das internationale Grand Prix Pferd Rudy’s Memory TSF. Hier interessant angepaart mit einem der besten springenden Blüter aller Zeiten. Rusticus war noch weit von „Fertig“ entfernt, zeigte sich beim Freilaufen mit erstklassiger (Busch)Galoppade und war am Sprung motiviert und sehr gut vom Potenzial her. Ein Pferd, was immer will, ein gutes Temperament an den Tag legte und absolut zu recht gekört wurde. Der Hengst wechselte auf der Auktion an eine Sponsorin von Michael Pollard und wird noch vor Ende des Jahres in die USA wechseln.

Nr. 2 Gabun v. Camaro a.d. Galina II ox v. Vatican ox. Erster Halbblutaraber, der in NMS gekört wurde. Ein sympathischer Hengst, der alles gut machte. Als Zeichen werten wir seine Körung sehr positiv, ob er auch ohne die Scheckfarbe im Lot gestanden hätte sei mal dahingestellt.

Nr. 4 Gorbatschow v. Abendtanz a.d. Galena v. Sixtus hatte ein der Abstammung entsprechendes Seitenbild und war doch eher der sportliche Typ (was wir ausgesprochen positiv sehen!). Am Sprung auch gut, hinsichtlich der Genetik sehr interessant, da über die Mutter alte Linien erhalten werden. Dieser Hengst wechselte über die Auktion in Dressurhände nach Österreich, soll aber zunächst auch vielseitig gefördert werden.

Nr. 6 Scaglietti v. All Inclusive a.d. Schneeflocke v. Michelangelo war für uns etwas überraschend der Reservesieger – da hatten wir die Nr. 35 im Kopf. Aber so geht es eben. Der Hengst verkörpert in vielem den klassischen Trakehner Typen und insgesamt muss man auch sagen, konnten die All Inclusive Söhne schon überzeugen. Die Kriterien der rahmigen Viereckfüllung konnten alle einhalten und auch im Bewegungsablauf gab es viel Positives zu sehen. Der Hengst ging über die Auktion für 170,000 Euro nach Berlin, und soll zunächst in Tasdorf stehen.

Nr. 8 Bystro v. All Inclusive a.d. Baranya v. Cupric xx kommt aus nächster mütterlicher Verwandtschaft des Bundesvizechampions Brancusi und aus einer der sporterfolgreichsten Stutenstämme der Gesamtzucht. Alles d’accord. Warum diese ausgewiesene Springfamilie nun ausgerechnet so viel mit Dressurhengsten angepaart wird bleibt wohl das Geheimnis der Züchter – der Erfolg scheint so oder so garantiert. Der Hengst war in der Tat eine Bereicherung in Sachen Sportlichkeit und Antritt.

Nr. 12 Glücksruf II v. Dramatiker a.d. Gretel v. Opernball. Ein absoluter Sympathieträger rundherum. Im Gebäude vielleicht nicht so weit entwickelt wie damals sein Vollbruder Glücksruf, aber genetisch abgesichert auf Leistung und der machte einfach alles mehr als gut. Verdient bester Springhengst der Körung. Er ging zurück nach Ganschow und wird die letzte Genreserve dieser Linie sein, zumindest auf absehbare Zeit. Vollbruder Glücksruf geht 2014 komplett in den Sport, und der Vater ist bekanntlich nach China verkauft.

Nr. 17 Hofritter v. Hofrat a.d. Heavenly v. Artistic-Rock, ein Vollbruder zum Sieger Häwelmann. Noch jugendlicher Hengst mit hervorragenden Momenten im Freilaufen und auf dem Dreieck. Hier kann man sich als Dressurreiter auch mal freuen.

Nr. 22 Gallardo v. Imperio a.d. Gute Zeit v. Consul, nochmal ein Vollbruder, diesmal zum 2012er Reservesieger Guardian, aber irgendwie ganz anders in der Machart. Deutlich herber, und weniger gut im Bewegungsablauf. Überhaupt haben uns die Imperio Söhne in diesem Jahr nicht überzeugen können, da einmal mehr die Hinterröhren sehr lang waren und den Bewegungen die Tragkraft fehlte.

Nr. 23 Empire State v. Imperio a.d. Evviva v. Kaiser Wilhelm. Ein Prämienhengst, der in Hörem aufgestellt wird (der Hengst kam nicht zum Verkauf) und hier sicherlich reiterlich auch gefördert wird. Dennoch gilt für ihn, was wir auch für seinen Bruder empfunden haben – viel Rahmen, ganz viel Bein, kraftvolles Repetieren im Hinterbein Fehlanzeige. Was nicht ist kann ja hoffentlich noch werden.

Nr. 33 Bel Baron v. Münchhausen a.d. Belle Epoque v. Partout, aus allerbester mütterlicher Familie mit international Buschpferden (man fragt sich, wie Partout und Münchhausen hier ins Bild passen, aber gut). Ebenfalls ein Hengst zum 2 mal hinschauen, aber grundsolide in allem. Den Münchhausen Nachkommen kann man sportliche Untauglichkeit sicherlich nicht nachsagen und Vaters Eigenleistung ist über alle Zweifel erhaben. Es freut uns, dass von diesem bewiesenen „Althengst“ doch noch mal ein Sohn mit im Spiel ist.

Nr. 35 Luxor v. Redecker a.d. Leandra v. Lehndorffs, für uns wäre das auch ein würdiger Reservesieger gewesen. Das Rundum-Sorglospaket der Körung mit einem guten Ablauf, gutem Sprung, kompakt, patent und in sich ruhend. Der Hengst wechselte auf der Auktion in Reiterhände nach Wiesbaden, man darf nur hoffen, dass ihn nicht das gleiche Schicksal ereilt wie seinen formidablen Vater – das Dasein als Wallach.

Nr. 39 Kissinger v. Singolo a.d. Kontessina v. Arogno. Der Sieger vom ersten Tag an, ohne Wenn und Aber. Modern (jaja), super in Takt und Balance mit Kadenz und einem immer aktiven Hinterbein. Dazu kam ein Temperament vom Feinsten und unsere ostpreussische Seele ist auch gerührt vom Umfeld. Gräfin Dohna hat einen Siegerhengst aus ihrer eigenen Stutenfamilie gezogen, deren Mitglieder ihre Familie 1944/45 in den Westen gezogen haben. Die Grande Dame der Trakehner ging mit ihrem Kissinger auf eine wirklich rührende Ehrenrunde. Und Herr Kinzler, der Aussteller, war ein Vorbild in Sachen Demut und Takt – „Der Tag gehört Gräfin Alexandra Dohna, ich habe nur ein Fohlen gekauft. Das ist ihr Hengst“. Kissinger wechselte für den Spitzenpreis von 250.000 Euro in die Niederlande zu Joop van Uytert, der einmal mehr beste Linien und hervorragende Sportlichkeit erkannt und erworben hat. Man könnte auch argumentieren, dass hier eine tolle Chance bestand diesen Hengst für den Standort Deutschland zu sichern wenn sich hier ein paar Landgestüte oder Privatiers zusammen getan hätten. Einen Kissinger könnte man sich z.B. auch hervorragend auf hannoveraner Stuten vorstellen – mit Arogno ist das Zuchtgebiet immer schon gut gefahren und den gibt es so nah an der F1 nicht mehr im Angebot.


 

Impressionen vom Freilaufen, Thorsten Kunst


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