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Lauries Crusador xx - ein Protrait

Text von Kerstin Aronis

Zum Hannoveraner Hengst des Jahres 2006 ausgerufen, stellte Lauries Crusador xx den Siegerhengst und den zweiten Reservesieger in Verden. Und sollte das nicht schon genügen, so wurde ein Tag später der erste Sohn des Jahrhundertvererbers in Neumünster bei den Trakehnern gekört und prämiert.

Zum 15. Mal wurde der Hannoveraner Hengst des Jahres gekürt. Zum ersten Mal wurde mit dem Celler Landbeschäler Lauries Crusador xx ein Vollblüter ausgezeichnet, der die Hannoveraner Zucht in den vergangenen Jahren maßgeblich beeinflusst hat. Besitzer des braunen Veredlers ist der Stall Hell, Klein Offenseth. Seit diesem Jahr wird der Preis von der R+V/Vereinigte Tierversicherung gestiftet, die damit ihr Engagement in Verden als einer der führenden Pferdeversicherer Europas weiter ausbaut.
Lauries Crusador xx v. Welsh Pageant xx/High Top xx wurde 1985 in England geboren und begann seine Laufbahn auf den Galopprennbahnen. Er erreichte ein GAG von 90,5 Kilogramm und erhielt damit den Zugang zu den Warmblutzuchten Deutschlands. Der vor einigen Jahren verstorbene renommierte Hippologe und Hengsthalter Maas J. Hell entdeckte den Braunen. Dank der guten Kontakte zu Landstallmeister Dr. Burchard Bade wurde Lauries Crusador xx für den Zuchteinsatz direkt in das Niedersächsische Landgestüt nach Celle geschickt und bezog 1991 seine Beschälerbox in Landesbrück.
Von Anfang an wurde Lauries Crusador xx von den Züchtern gut angenommen. Er hat nicht nur die Stutenpopulation in seiner Heimat Kehdingen, sondern die gesamte hannoversche Zucht maßgeblich beeinflusst. 1.560 Nachkommen sind registriert, 349 Stuten in eine Abteilung des Stutbuches eingetragen, 103 mit einer Staatsprämie ausgezeichnet. 39 Söhne wurden bis dato gekört, 13 in das Hengstbuch I eingetragen. 546 eingetragene Turnierpferde haben Lauries Crusador xx zum Vater. Mit seinen erfolgreichen Nachkommen ist der Vollblüter Lauries Crusador xx auf dem besten Weg, eine neue Hengstlinie in Hannover zu gründen.
Zu seinen erfolgreichsten Nachkommen im Sport zählt Le Bo, der mit Carola Koppelmann 2005 Dritter der deutschen Meisterschaften der Dressurreiterinnen wurde. Das ehemalige Verdener Elite-Auktionspferd Lesotho gehörte mit Ellen Schulten-Baumer zum deutschen Olympiakader für Athen. Der Hengst Louis Heslegard war mit Gerda Lehmann dänisches Olympiapferd. Bei den Weltreiterspielen in Aachen ging Le Primeur mit Marie-Line Wettstein für die Schweiz an den Start. Für Furore sorgte der Lauries Crusador xx-Sohn Londonderry, der als Körungssieger das Bundeschampionat der vierjährigen Hengste in Warendorf gewann. Er bewies sich ebenfalls als vererbungsstark. Zwei seiner Söhne traten in diesem Jahr in das Rampenlicht: Locksley II wurde wie sein Vater Bundeschampion der vierjährigen Hengste, Londontime erzielte bei der 115. Elite-Auktion in Verden den bisher auf einer Reitpferdeauktion noch nie erreichten Rekordpreis von 510.000,- EUR. Er ist der Familie Berner und Bünger zugeschlagen worden und wir von Dr.Bade für Celle angepachtet (Quelle:hannoveraner.de)

Es sind sechs Halbbluthengste in Verden dieses Jahr angetreten und nicht nur, dass alle sechs gekört wurden, sogar drei von ihnen haben die begehrte Prämie erhalten. Neben den Söhnen des grossen Lauries Crusador xx waren es die Hengste die den Vollblüter Sunlight xx zum Vater haben, die den Erfolg komplettierten. Alle vier Hengste, also auch der Siegerhengst und der zweite Reservesieger stammen aus dem Kehdinger Land. Grund genug das Gebiet hoch im Norden, ein Teil des Elbe-Weser-Dreiecks mit seinen Marschweiden und dem gesunden Seeklima züchterisch zu betrachten.
Im Herzen des Kehdinger Landes liegt Landesbrück, der Deckstelle auf der Lauries Crusador xx seit langer Zeit wirkt. Nach dem Krieg hat Landesbrück mit den Hengsten Duellant, Ferdinand, Grande und Argus großen EInfluss genommen. Heute sind es die Reitpferdemacher Lauries Crusador xx und Lemon Park. Nicht zu vergessen, die leider schon bereits abgetretenen Hengste World Cup I, Bolero und Cavalier. Weiterhin ist es auch Weltmeyer der hier seine Geburtsstätte hat und sein Sohn Wittinger war ebenfalls in Landesbrück stationiert.
Durch die ehemalige Zusammenführung der Stationen Baljedorf und Drochtersen wird in den Mutterstämmen das begehrte Blut von Marcio xx, Wendekreis, Gardestern und Eisenherz geführt.
Eine weitere Säule der Kehdinger Zucht ist der Stamm des Dr. Max Schulz. Aus diesem Stamm kommt auch Wolkenstein II. Wolkenstein II ist wohl einer der besten Söhne von Weltmeyer, welcher bisher über 90 gekörte Söhne und über 120 Staatsprämienstuten erzeugt hat. Wolkensteins Mutter St.Pr.St. Wolke brachte zuvor mit Bolero die gekörten Söhne Bao Bao und Believe it und später mit Weltmeyer die gekörten Vollbrüder Wolkenstein I - III. Ausserdem lieferte sie in Anpaarung mit Lauries Crusador xx noch den gekörten Hengst Lautenspieler. Die Grossmutter St.Pr.St. Gänseliesel (Vollschwester zu Garibaldi I und II), brachte mit Bolero u.a. auch den erfolgreichen Vererber Beltain, welcher wiederum Vater des vielbeachteten Dressurpferdes, Bundeschampions und Zuchthengstes Belissimo M wurde. Der Mutterstamm von Wolkenstein II der Stamm der Alferate v. Altist gilt als einer der erfolgreichsten Hannovers und lässt sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Und so schließt sich schon fast der züchterische Erfolgskreis. Denn so war der erste Hannoveraner Hengst des Jahres Werther (Wendekreis-Marcioxx) im Jahre 1992. 1996 folgte World Cup I, 1998 Weltmeier, 1999 Eiger von Eisenherz, 2001 Drosselklang, 2002 Warkant von World Cup-Grande, 2003 Brentano II und nun der erste Vollblüter, der in Hannover geehrt wurde und in Landesbrück stationiert ist.
Weiterhin gibt es den Schulterschluss zu Bellissimio, der dieses Jahr in Verden mit seinen Söhnen einen fulminanten ersten Jahrgang stellte.
Verantwortlich für die Vorbereitung der Hengste und der Stuten zur Prüfung sind Babs und Willi Koppelmann. Die Züchter haben in Freiburg die Möglichkeit eine eigene Reithalle zu haben und der Standort ist fester Bestandteil eines eigenes Auswahltermins. Auch die Termine zur Stutenprüfung und Schau, sowie die Fohelnschau sind jedes Jahr ein Highlight und ein züchterischer "Muss-Termin". Seit Jahren sind Stuten dort hochprämiert und das in einer breiten Masse, die den Stutenstämmen ihre Wichtigkeit offenbart.
Die Galerie der Hengste und Reitpferde liest sich wie die Bibel erfolgreicher Züchter. Neben den schon oben beschriebenen Hengsten findet sich dort auch Don Vino I-II, Blue Horse Cavan, Little Big Man, Dollar Girl, Robinson FRH, Ravallo, Sundance Kid, White Star, Riccione, Beauvolais, Drosselklang, Le Bo und viele, viele mehr. Gerade der letztgenannte wurde von Carola Koppelmann selber ausgebildet und ist fester Bestandteil der internationalen Dressurszene. Wen wundert es da noch, wenn er sich den Mutterstamm des diesjährigen gekörten Hengstes mit der Kopfnummer 39 ansieht. Aus einer Wittinger Mutter mit Laurie angepaart, wurde er von Dr.Bade ersteigert. Seine 2. Mutter ist die Mutter von Le Bo. Ausserdem entstammt diesem Mutterstamm von Heinrich von Allwörden auch Widia von Weltmeyer, Bundeschampionatsfinalistin Reitpferde 2002, Fashion, gek. Hengst von Forrest xx, Rudolf v. Rio Branco bis Klasse S erfolgreich und einige mehr.
Der 2. Reservesieger aus der renommierten Zucht von Johann-Christian Eggers hat einen ebenso bekannten Mutterstamm. Z.B. brachte die 1. Mutter den Hengst Lifetime von Laurie (bis Dressur Grand Prix erfolgreich), Töchter und Hengste die in beiden Disziplinen bis S erfolgreich waren. Auf den Stutenschauen und Fohlenschauen, stellt der Züchter Sieger am Fließband. Auch dieser herrliche Reservesiegerhengst aus einer Cavalier Mutter bleibt den Züchtern in Hannover durch Celle erhalten.
Der diesjährige Siegerhengst aus der Zucht der Gebrüder Schmoldt hat eine Raphael Mutter. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch dieser Mutterstamm hoch dekoriert ist und zwar auch in beiden Sparten. Spitzweg von Spitzbube wurde Celler Landbeschäler, Wilddieb von Widerhall ging bis Springen der Klasse S, Rondo Veneziano von Raphael lief bis St.Georg und Santa Monica lief über die Verdener Auktion und stammt ebenfalls von Spitzbube ab und konnte sich bis Inter I plazieren.


Also hoffen wir mal, dass uns der alte Recke Laurie noch lange erhalten bleibt und die Züchter weiter Mut zum Blut haben. Es hat sich und wird sich in Zukunft weiter lohnen. Und was stöhnen wir über die F1 Generation? Laurie musste fast 20 Jahre warten, bis er seine verdiente Ehrung erhielt. Und stellte er auch schon in der Vergangenheit bedeutende Töchter, Söhne und Beschäler, so ist der diesjährige Erfolg fast noch höher zu bewerten. Die Privatkonkurrenz und der Modehengst-Run der Marke schwarz und stark hat der Zucht schwer zugesetzt und den Zuchtfortschritt zusätzlich erschwert. Ebenso erschwert er auch den Abverkauf moderner Nachzucht mit "falscher" Farbe. Wir haben es an dieser Körung gesehen, es geht auch anders. Wir haben viele moderne Hengste gesehen, mit toller Aufmachung und schmucken Gesichtern. Und wer immer noch nach "WUMM" von hinten schreit der hat hoffentlich das W-Blut auf der Mutterseite .
Und noch was hat der Hengstmarkt gezeigt: Der Erfolg stellt sich nicht allein durch Seeluft und guter Aufzucht auf Marschweiden ein, aber man darf die Hengst gerne noch zweijährig ihren Sommer genießen lassen. Es geht auch mit genau sechwöchiger Vorbereitungszeit und man braucht die Hengste nicht schon als Jährling aufs Laufband zu stellen und sie Freispringen zu lassen. Und das freut mich am allermeisten.
Bei der Ehrung von Laurie selber waren wir leider nicht dabei, weil es immer noch diese unsägliche Terminüberschreitung mit den Trakehnern gibt. Aber es sollen auch alten Züchterhasen die Gänsehaut gekommen sein und die Tränen in die Augen gestiegen sein. Und wer bei der Präsentation die ganze Zeit geredet hat, gehört aus der Zucht ausgeschlossen. Denn es hat sich bewahrheitet: Blut ist der Saft der Wunder schafft. Also freuen wir uns über eine Zuchtleitung, die das genauso sieht. Das nächste mal wenn ich im Kehdinger Land bin, bringe ich dem Laurie einen Sack Möhren vorbei, das ist versprochen. Und wie gut, dass es solche Visonäre in der Zucht wie Marcel Hell gab, die trotz negativem Bescheid der Zuchtleitung in Holstein die Deckerlaubnis erklagte und danken wir auch der Weitsicht eines Landstallmeisters. Und wer behauptet, Lauries schafft nicht alle, dem sei gesagt, ganz in der Nähe steht Sunlight xx im Natursprung bereit, genauso wie die Hengste der Station Perlberg mit Mont du Chantal AA und More and More. Es gibt sie doch, die Blutalternativen ...
Und eine Bitte habe ich noch! In seiner Celler Zeit hat Contendro in Landesbrück gewirkt und eine Reihe sehr guter Zuchtstuten hinterlassen. Deren Partnerschaft ist zwar durch Stand up springtechnisch vorgesehen, aber bitte, bitte....... stellt denen den tollen Quidam-Voltaire an die Kehdinger Seite.
Aber jetzt warten wir wohl besser erstmal den 300 Tage Test ab. Den längsten im Land und mit Sicherheit für die Halbblüter der schönnste und fairste, weil sie da in Ruhe reifen können.


 

 

 


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